Erwin Steinhauer
liest "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus
Saison 2019/2020
Infos zur Produktion
Erwin Steinhauer Stimme
Pamelia Stikney Theremin
Georg Graf Blasinstrumente
Joe Pinkl Keyboard, Tuba, Posaune
Peter Rosmanith Perkussion, Hang
Karl Kraus' heute berühmtestes Werk "Die letzten Tage der Menschheit" entstand als unmittelbare Reaktion auf den Ersten Weltkrieg. Es bespiegelt in zahllosen Facetten menschliche Niedertracht, Grausamkeit und Dummheit - bedrückend zeitlos und für alle Epochen und Länder aktuell. Obwohl vor 100 Jahren entstanden begegnen wir nicht nur historischen Persönlichkeiten - Wien bleibt Wien - eine gefährliche Drohung wie Karl Kraus meinte.
Erwin Steinhauer gelingt es in dieser Produktion, den messerscharfen Formulierungen des Autors präzise nachzuspüren. Joachim Ried schreibt in DIE ZEIT vom 07.08.2014: "Dass ein puristischer Zugang zu den Letzten Tagen der Menschheit keineswegs in einem kärglichen Theaterabend münden muss, bewies der herausragende Menschendarsteller Erwin Steinhauer im Theater in der Josefstadt. Assistiert nur von einem Musiktrio, thronte er gebieterisch im schwarzen Gehrock hinter einem Stehpult und schickte seine Stimme auf die Reise zu den Larven und Lemuren, zu dem gesamten Personal des Weltuntergangs. Mit seiner physischen Präsenz dominierte er die Bühne, sparsame Gestik, doch da war mehr los als in den Massenszenen anderer Produktionen. Steinhauer traf erstaunlich präzise jeden Ton, seine Stimme klang bedrohlich, wo es die Strenge des Textes verlangt, war grob, vertrottelt, ignorant, brüskiert, blutleer, aufgeregt gackernd oder senil. Konzentriert manövrierte er durch das Gewirr der Stimmen und Formen. Ein rares Bühnenereignis. `Tonfälle rasen und rasseln durch die Zeit und schwellen zum Choral der unheiligen Handlung´, heißt es in der Vorrede. Ein Einzelner kann alle diese Geräusche aus dem Marstheater auf der Zunge haben.“
Die Musik ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Produktion. Sie ist das akustische und emotionale Fundament. Mit einem ungewöhnlich besetztem Orchester (Theremin) werden Collage-artig montierte Versatzstücke aus Militär- oder Salonmusik, Operette und Heurigenlied, sowie abstrakte filmisch gedachte Klangflächen erzeugt. Es erklingt eine grausam, komische verstörende und wienerische Weltuntergangs-Operette.